Gender und Tod
Geschlecht ist als Grundlage "westlicher" Vorstellungen so zentral, dass die Geschlechtlichkeit einer Person auch mit dem Tod nicht endet, sondern beispielsweise durch Bestattungswäsche in Damen- und Herrenausführung, durch Urnen- oder Sargfarben, durch Fotografien auf Grabsteinen weitergeformt wird.
Sepulkralkultur- und Trauerpraktiken erhärten und vermitteln also dominante Vorstellungen über Geschlecht. Gleichzeitig ermöglichen sie es aber auch, Genderhierarchien zu durchbrechen. Ein Beispiel hierfür ist die materielle Repräsentation von Gleichheit im Tod, zum Beispiel in Beinhäusern, in denen die sterblichen Überreste von Frauen, Männern, Knaben und Mädchen ohne Unterschied Seite an Seite gelagert werden.
Eine genderzentrierter Analyse der Bestattungs- und Trauerkultur Europas enthüllt einerseits zentrale, mit Geschlechtern verbundene normative Vorstellungen, gleichzeitig bot und bieten Praktiken rund um den Tod aber auch immer wieder die Möglichkeit, Genderkonzepte zu hinterfragen und zu durchbrechen.
Publikationen
- Höpflinger, Anna-Katharina, "Den stillen Gast geleiten wir zu Tal". Der schwarze Umhang als maskuline Trauerbekundung im 18. und 19. Jh., in: Angela Berlis/ Magdalene L. Frettlöh/ Isabelle Noth/ Silvia Schroer (Hg.), Die Geschlechter des Todes. Theologische Perspektiven auf Tod und Gender, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2022, 245–269.
- Höpflinger, Anna-Katharina, Gender Equality in Death? The Normative Dimension of Roman Catholic Ossuaries, in: Religion and Gender 5,1, 2015, 18-34 (open access zugänglich.)
- Höpflinger, Anna-Katharina, Staging the Dead. The Material Body as a Medium for Gender and Religion, in: Journal for Religion, Film and Media 1, 2015, 57-64 (open access zugänglich).